Brain-child Pot
Dieter Ronte

Manche Leute sagen, dass ihre Texte chaotisch, poetisch oder undeutlich sind. Andere meinen, dass ihre Aktionen einen starken sozialen Impetus haben, das sie sozusagen Sozialarbeit im ästhetischen Bereich leisten. Andere wiederum meinen, mehr als sich selbst kann man sich so gar nicht ausstellen, der Künstler als sich selbst Ausstellender, sozusagen als positiver Exhibitionist. Alles mag richtig sein. Die Kunst von Yukako Ando ist egozentrisch, ist ich-bezogen, dennoch ist sie von allem etwas. Nie aber ist sie gleichgültig. Immer ist sie engagiert.

„Wie wäre es, wenn die Welt nach der Fantasie der gemalten Bilder ist? Dann malen wir noch bunter und schöner! ... In theory it should work, but...!?!?!?!?!?!?!?“

Dieser Satz aus dem neuesten Projekt ‚inside wall‘ trifft einen präzisen Punkt aller ihrer Arbeiten. Wie wäre es, wenn die Welt nach der Fantasie der Bilder ist, wenn die Welt diesen Plänen entsprechen würde. Ihr Beitrag zur bildenden Kunst liegt genau in diesem Konflikt zwischen Utopie, Selbsterkenntnis und Wirklichkeit.

In ‚Brain-child Pot‘ kocht sie ein theoretisches Lebensrezept, ein Tagesmenü, das lecker gekocht werden soll. Doch sie versucht jeden Tag als Koch einen besseren Geschmack zu finden. Für sie ist die Küche da, die Materialien sind in ihr, aber sie weiß immer noch nicht, wie sie das Gericht fertig machen kann. Die Kochgeräte befinden sich auf dem Kopf. Artistisch jongliert Yukako Ando als Köchin.

Wie in all ihren anderen Arbeiten gibt es eine starke soziologische Komponente. Es geht Yukako Ando nicht um wissenschaftliche Recherche, sondern um ein ästhetisches Engagement, um Modellhaftigkeit, Happening und Performance. Diese Aktionen, die im Video oder in wirklichen Installationen erfahren werden können pendeln zwischen Ernst und Heiterkeit, zwischen Hilflosigkeit und Gekonntheit. Immer verändern sie die Sicht auf das Alltägliche. Die Gefühle der Betrachter werden mit einbezogen. So wird der Rezipient dieser Arbeiten unbemerkt zum Mitakteur.

aus dem Katalog “Chilfim/Tranfer” 2002
Dieter Ronte