Umsorgte Zeiten (Abschnitt)
Harald Uhr

Yukako Ando Beschäftigt sich in ihren künstlerischen Arbeiten mit den generativen Prinzipien wie Ordnung und Unordnung, Zufall und Notwendigkeit. Dabei behandelt sie diese Themen als Ernstfall in der ambulanten Notaufnahme. Kunst wird somit zur Praxis in der Krise. Gleichsam stationär reagiert sie inmitten des Chaos auf das Neben- und Gegeneinander der Dinge, auf das destabile Verhältnis zwischen unseren Innenwelten und der Welt da draußen. Sie konzentriert sich dabei auf das Wesentliche und Vordringlichste und legt es frei. Es kann nicht mehr darum gehen, nach einer vermeintlichen Ordnung im Weltgetöse Ausschau zu halten, vielmehr gilt es, Irritationen und Störungen für das Überleben produktiv nutzbar zu machen. Yukako Ando errichtet Schutzzonen für das Eigentliche. Unbeachtete Lücke und Zwischenräume, unbesetzte Areale bieten sich für diese Aufgabe bevorzugt an. In hintersinnigen und durchaus humorvollen Installationen und Aktionen thematisiert die künstlerin den globalen Kulturtransfer mit seinen Brüchen und Zeitverschiebungen. Vor dem Hintergrund einer weltumspannenden Vernetzung mit ihrer Problemlösungseuphorie ist es oft das Naheliegende und Alltägliche, was uns auf den Kopf zu fallen droht und Kopfschmerzen verursacht. Hier gilt es, Vorsorge zu treffen. Ein gelber Schutzhelm gehört daher zu Yukako Andos Grundausstattung.

aus dem Katalog “Peter Mertes Stipendiums 2000” 2000
Harald Uhr